Dragracing
Vier bis vierzehn Sekunden faszinierende Action, brüllende Hochleistungs-Maschinen an der Oberkante Ihrer Leistungsfähigkeit, Slicks die sich in den Asphalt krallen, auf der Suche nach dem letzten bisschen Grip, und Fahrer, die sich innerhalb von Sekundenbruchteilen der körperlichen Belastung von Kampf-Jet-Piloten ausgesetzt sehen. - So präsentiert sich der Dragster-Sport dem Zuschauer.
Entstanden ist diese spektakuläre Art des Motorsports in Amerika. Das erste offizielle Rennen über eine viertel Meile ist im April 1949 dokumentiert. Vorher wurden die Rennen illegal (wild) ausgetragen, und es kam zu einer dramatischen Anhäufung von Todesfällen. Die 1953 gegründete NHRA (National Hot Rod Ass.) bekam regen Zulauf, bei den Cars und Bikes wurden verschiedene Klassen eingeführt um Chancen-gleichheit zu gewähren. Eine komplette Rennserie wurde geschaffen und über die Jahre wurde Dragracing zu einer der beliebtesten Motorsportarten in den USA.
In Europa stationierte GI's brachten den Sport auch nach Germany, und seit den 70er Jahren ist eine kleine aber feine Gruppe von Teams und eine ständig wachsende Fangemeinde mit Feuereifer bei der Sache.
Seit Dragracing Ende der Achtziger öfters in den Medien auftauchte, hat sich dieser Boom noch verstärkt. So wird in verschiedenen Klassen eine reglementierte Europa-Meisterschaft (FIA) ausgefahren, und die Top-Events ziehen regelmäßig zwischen 50.000 - 80.000 Zuschauer in Ihren Bann. Drag Racing - dramatische Action, begleitet von einigen Minuten der Vorbereitung an der Startlinie und einer für die Teams schier endlos erscheinenden Wartezeit in den "Staging Lanes".
Was nur wenige sehen: Zwischen den einzelnen Läufen geht das Rennen weiter, und zwar an den Boxen. Die Teams checken ihre Fahrzeuge komplett durch, was je nach Klasse von einer Prüfung der Zündkerzen und des Reifendrucks über Nachstellen von Ventilen und Zündung bis hin zur kompletten Demontage des Motors bei den Top Fuel Dragstern reicht. Jeder technisch Interessierte sollte sich einmal die Zeit nehmen und an einer Box verfolgen, wie innerhalb von zwei Stunden sämtliche Teile des Motors bis hin zu Pleuel und Kolben demontiert werden, die Kupplung zerlegt und alles mit neuen Teilen wieder zusammengesetzt wird. Und dann kommt meist schon der Aufruf zum Vorziehen an den Vorstart. Dort ist erst einmal die Devise: Reifen anwärmen und Gummi auf die Strecke bringen. Beides wird erfüllt durch den Burnout, der in den großen Klassen bis weit über die Startlinie geht. Anschließend versuchen die Teams, das Fahrzeug so einzuweisen, dass es möglichst genau in der frisch gelegten, klebrigen Spur steht. Es folgt die Prozedur an der Startlinie:
Prestage Stage Gelb Grün GO!
Mit dem Grünlicht beginnt die Arbeit der Zeitnahme-Anlage, zunächst wird die Reaktionszeit gemessen (also die Zeit zwischen "grün" und dem Verlassen der Startlichtschranke), dann Zwischenzeiten bei 60 Fuß (ca. 18 Meter) und der Achtelmeile (201,17 Meter) sowie der Laufzeit (E.T.) und die Endgeschwindigkeit. Reaktionszeit und E.T. zusammen ergeben den Zeitrahmen zwischen dem Grünlicht an der Ampel und der Zieldurchfahrt, angezeigt und in den Rekordbüchern vermerkt wird aber immer nur E.T. (Elapsed Time). In der Qualifikation ist eine gute E.T. wichtig als Basis für die Setzliste (das "Flowchart"). aber am Renntag zählt dann nur noch eines: Wer als erster die Ziellinie überquert, gewinnt den Lauf und kommt in die nächste Runde.
Trotz aller High-Tech-Fortschritte wie elektronischer Datenerfassung, Windkanal-gestylten Karosserien und den immer komplizierter werdenden Motoren gibt einer am Ende den Ausschlag: Der Fahrer, sein Gefühl, seine Reaktionszeit und seine Fähigkeiten bringen den entscheidenden Vorteil in diesem klassischen Kampf zweier Männer (oder Frauen) und ihrer Maschinen. Er (oder sie) ist es, der am Ende einen 4000 PS-Boliden zum strahlenden Sieger macht oder zum Verlierer des Tages.
Die Klassen beim Drag Racing